Der Herzogstuhl in Maria Saal (Kärnten, Österreich) ist eines der bedeutendsten historischen Denkmäler des Landes. Er symbolisiert das mittelalterliche Rechtsverständnis, die Eigenständigkeit Kärntens und das rituelle Zeremoniell der Herzogsbestellung.

Historischer Hintergrund

Der Herzogstuhl wurde im 9. bis 15. Jahrhundert für die Inthronisation der Kärntner Herzöge verwendet. Er befindet sich in der Nähe des Ortes Maria Saal, gegenüber dem Zollfeld, wo sich auch die karolingische Domkirche Maria Saal befindet. Diese Region war einst das Zentrum des altkärntner Herzogtums.

Aufbau und Gestaltung

Der Stuhl besteht aus zwei gegeneinander gerichteten Doppelsitzbänken aus Stein, die möglicherweise aus der Zeit der Spätantike oder des frühen Mittelalters stammen. Er ist aus römischem Spolienmaterial gefertigt, was auf die Wiederverwendung antiker Steine hindeutet – ein typisches Element frühmittelalterlicher Bauten.

• Der westliche Sitz war für den neu gewählten Herzog bestimmt.
• Der östliche Sitz diente dem slowenischen Sprecher oder dem Landvolk, was auf die zweisprachige Bevölkerung und den multikulturellen Charakter des Herzogtums hinweist.

Bedeutung der Inthronisation

Die Zeremonie auf dem Herzogstuhl war der zweite Teil der Inthronisation des Kärntner Herzogs. Der erste Teil fand auf dem Fürstenstein statt – einem alten Kultstein bei Karnburg. Dort wurde der Herzog in slowenischer Sprache vom Landvolk befragt und bestätigt. Erst danach erfolgte die formelle Einsetzung auf dem Herzogstuhl durch die geistliche und weltliche Elite.

Dieses Ritual symbolisierte:

• die Zustimmung des Volkes (Demokratieelement),
• die Bindung an das Land (Landeshoheit),
• und die Rechtsgültigkeit der Herrschaft durch sakrale Legitimation.

Der Herzogstuhl heute

Heute ist der Herzogstuhl ein geschütztes Denkmal und ein wichtiger Bestandteil der kärntnerischen Identität. Er erinnert an eine Zeit, in der regionale Selbstverwaltung, Volksrechte und kulturelle Vielfalt eine zentrale Rolle im Herrschaftsverständnis spielten. Er ist öffentlich zugänglich und ein beliebtes Ziel für historisch Interessierte und Touristen.

Quellen und Hinweise

• Landesmuseum Kärnten
• Historisches Lexikon Kärntens
• Tourismusverband Maria Saal